April 24, 2024

Nach den Bahnstreiks: Einigung zwischen GDL und DB

Doch überraschend kam die Verkündung von Weselsky und Seiler über ihre Einigung: Ab Dezember 2021 eine Lohnerhöhung von 1,5 %, das heißt für die Monate März bis November trotzdem eine Nullrunde. Im März 2023 wird es eine weitere Erhöhung um 1,8 % geben. Zusätzlich gibt es Corona-Prämien von 600 und 400 Euro im Dezember 2021 und März 2022. Die Laufzeit reicht bis Ende Oktober 2023, also über zweieinhalb Jahre. Die Betriebsrente (Zusatzversorgungstarifvertrag) für die aktuell Beschäftigten soll erhalten bleiben – was vielen im Streik sehr wichtig war. Auch die besondere Teilzeit im Alter ist verlängert.

Die DB hatte größere Kürzungen bei der Zusatzrente und Nullrunden verlangt. Die Streiks haben das verhindert. Es ist lächerlich, wenn der Bahnvorstand, der alles Mögliche versucht hat, um die Streiks zu verhindern um seine Schweinereien durchzusetzen, weiter rumposaunte, die Streiks wären nicht nötig gewesen.

Für die DB war die sehr lange Laufzeit wichtig, denn wegen der Friedenspflicht der Gewerkschaft ist damit die Erwartung verbunden, 2 Jahre keine Streiks zu haben. Spätestens ab nächstes Jahr ist aber damit zu rechnen, dass sich die Situation verschärft. Mit der Vereinbarung der Anwendung des Tarifeinheitsgesetzes und des Vorrangs der einen oder andren Gewerkschaft in den Betrieben der DB besteht die Gefahr der Verschärfung von Spaltungen. Die Streichung der Betriebsrente ab 2022 für die künftige Bahnergeneration bedeutet eine Spaltung mehr. Mit einer Inflationsrate von zuletzt 3,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, bedeutet dieser Tarifabschluss real ein Lohnverlust. Da ist nichts dran schönzureden. Erinnern wir uns daran, dass in vielen Veröffentlichungen der GDL die Nullrunde der EVG scharf kritisiert worden war und vorgerechnet wurde, welche Lohnerhöhungen echt was bringen würden. Als die GDL-Chefs entschieden hatten, die Lohnforderungen deutlich zu senken, war dieser Kompromiss vorgezeichnet.

Nicht wenige hat das lange Abwarten in Unwissenheit nach dem letzten Streikblock unruhig gemacht. Immer gibt es bei Tarifverhandlungen diese Spielchen der Gewerkschaftsleitungen mit der Geheimniskrämerei. Wäre noch während der letzten Streiktage veröffentlicht worden, dass es neue Gespräche im kleiner Männerrunde gibt und neue Überlegungen und Angebote, dann hätte man im Streiklokal oder dann eben auf Arbeit untereinander diskutieren können und wäre nicht so überrascht worden am Donnerstag. Und natürlich kommt es auch auf das Kleingedruckte an, denn der DB ist nicht zu trauen.

Wenn dann der ganze Deal vollständig auf dem Tisch liegt und Zeit war alles zu diskutieren, werden wir sehen, wie am Ende des Tages die Bilanz durch die Bahner:innen aussehen wird.

In jedem Fall: die DB hat sich nicht durchsetzen können und dieser Abschluss ist besser als das, was die von der DB umschmeichelte EVG im letzten Jahr ohne Streik abgeschlossen hatte. Das Kalkül der Bahn ist nicht aufgegangen, die DB konnte deutlich den Frust der Streikenden spüren. Das Bahnmanagement hat den Druck der Streiktage gespürt, auch wenn sie nach außen einen auf cool gemacht haben. Und die Bahnstreiks haben die Wirtschaft insgesamt echt genervt, zumal es aktuell viele Streiks gibt und dann sind da auch noch die Bundestagswahlen…

Putzig ist Hommel, der den Mumm hat zu verkünden, eigentlich wäre das Ergebnis der Verdienst der EVG.

Streiken lohnt sich. Auch, weil die Streiktage Gelegenheiten zum Austauschen und Diskutieren waren. Mit jedem Streiktag haben sich mehr Bahner:innen verschiedener Bereiche angeschlossen. Viele Aktionen haben ein kollektives Gefühl geschaffen, viele neue persönliche Verbindungen sind entstanden. Das wird nicht so schnell verschwinden… und ist nötig für die Folgezeit.

Die Zusammenfassung der Einigung:

https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/Gordischer-Knoten-geloest-DB-und-GDL-einigen-sich-auf-Tarifkompromiss-6375034?view=&contentId=1170726

https://www.gdl.de/Aktuell-2021/Pressemitteilung-1631780966

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