Der Osterausspruch, mit dem angeblich Jesus seine Jünger begrüßte, passt nicht zu den grausamen Nachrichten aus der Ukraine: Nach inoffiziellen Quellen sterben im Häuserkampf von Bachmut auf ukrainischer Seite jeden Tag 5 % der Soldaten, die in der ersten Frontlinie kämpfen. Nach 10 Tagen ist die Hälfte einer Einheit getötet, wenn diese nicht schon früher abgelöst wird. Die russischen Opferzahlen sind eher noch höher, auch wenn von dieser Seite noch weniger Informationen durchsickern …
Während auf ukrainischer Seite die Zahl von Einberufenen, die sich weigern an die Front zu gehen, ansteigt, wird von Selenskyj und von den westlichen Regierungen optimistisch eine kommende Frühjahrsoffensive versprochen. Polen liefert Kampfjets, während Russland Atomwaffen in Belarus stationiert. Die Eskalationsspirale dreht sich weiter, ohne Ende in Sicht. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine, die nicht unter Putins Diktatur leben wollen und sich gegen seinen Angriffskrieg zur Wehr setzen. Doch was kann die Perspektive sein?
Für wen das Sterben?
Unabhängig von der Frage, welche Seite in diesem Krieg unsere Unterstützung verdient, müssen wir feststellen, dass Krieg aus Profitgier entsteht. Der Kapitalismus „trägt immer den Krieg in sich, wie die schlafende Gewitterwolke das Unwetter“, wusste der französische Sozialist Jean Jaurès schon 1895, zwanzig Jahre bevor der Erste Weltkrieg dies grausam bestätigte. Die Unterstützung der westlichen Großmächte für die Ukraine ist nicht uneigennützig. Es ist vielmehr der Konkurrenzkampf zwischen den westlichen Großmächten und Russland, der hinter diesem Krieg steckt, auch wenn Putin das Verbrechen begangen hat, ihn vom Zaun zu brechen.
Auf beiden Seiten werden Zigtausende in diesem Kampf verheizt – westliche Schätzungen gehen von 120.000 auf ukrainischer Seite und 200.000 auf russischer Seite aus, die getötet oder kampfunfähig verletzt sind. Verständlicherweise lässt auch auf ukrainischer Seite die Kampfbegeisterung im Trommelfeuer nach. Vor allem stellt sich die Frage, für wen sie eigentlich ihr Land verteidigen sollen? Für die Oligarch:innen, die schon vor dem Krieg die ukrainische Bevölkerung ausgeplündert haben? Oder für die westlichen Konzerne, die vorhaben, sich ein großes Stück vom Kuchen zu sichern?
Sie bringen sich in Stellung
Als ob der Krieg schon fast gewonnen sei, wird neuerdings vermehrt vom „Wiederaufbau“ der Ukraine gesprochen und die Bundesregierung hat sogar eine neue Plattform dieses Namens gestartet. Dabei geht es tatsächlich … um viel Kohle. Als Habeck am Montag in der Ukraine war, hat er den Wiederaufbau mit „brutal viel Geld“ versprochen und hatte eine Wirtschaftsdelegation deutscher Unternehmen im Schlepptau, die von diesem Geld einen ordentlichen Batzen abgreifen wollen.
Warum sie gerne den Krieg verlängern
Bayer war dabei, die schon vor dem Krieg 200 Mio. Euro im Land investiert hatten. Nun sollen weitere 60 dazukommen. Natürlich geht es laut diesen Herren offiziell um „Partnerschaft“. Aber generell, und nicht nur in Osteuropa, sind die Geier des Exportlands Deutschland ständig auf der Suche nach neuen „Partnern“ … Und ein zerstörtes Land, wo Selenskyj die Arbeitsgesetze praktisch abgeschafft hat, verspricht besonders gute Profite, wenn noch dazu die Kriegsrisiken staatlich abgesichert werden, wie es die Bundesregierung machen möchte.
Die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall sind durch den Krieg durch die Decke gegangen, sodass sie sogar in den DAX aufgestiegen sind. In Rumänien wollen sie demnächst Kampfpanzer oder Panzerhaubitzen aus der Ukraine warten und reparieren. Um das Allgemeinwohl geht es in ihrem System nie. Business is business.
Ihr System und unsere Zukunft
Jetzt zu Ostern wird es hilflose Friedensaufrufe aus aller Welt geben. Die Ostermärsche der Friedensbewegung rufen den Bundeskanzler auf, „aktiv für Verhandlungen“ einzutreten. Als ob eine Lösung vom Kanzler kommen könnte! Der ist eher Teil des Problems. Er hat Putins Krieg für eine militaristische Zeitenwende genutzt und vertritt hinter der scheinbar besonnenen Fassade das deutsche Kapital. Er hat nicht mehr Interesse an Frieden als seine Kumpel Macron oder Biden.
Interesse an dauerhaftem Frieden und keinen Grund, sich gegenseitig abzumurksen haben nur die Arbeitenden in allen Ländern. Dazu müssen wir Profitgier und Kapitalismus überall bekämpfen!