Den Behörden war lange bekannt, dass im Beiruter Hafen 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat illegal lagerten. Die Explosion letzte Woche war keine Überraschung.
Mindestens 165 Menschen sind tot, fast 6.000 verletzt, fast ein Drittel der Bevölkerung ist obdachlos (bei einer Bevölkerung von 2,3 Mio. Einwohner). Die Regierungsbehörden sind über Leichen gegangen.
Es hat nur wenige Tage gedauert, bis massenhaft Protest die Straßen füllte: sie riefen „Revolution“ und „Rücktritt oder Galgen“.
Schon vor der Explosion war die Stimmung in der Bevölkerung explosiv: Libanon hat seit Ende letzten Jahres große Massenproteste gesehen gegen die horrende Arbeitslosigkeit, die Korruption, die große Not vieler (wobei die Not der ca. 1,5 Millionen syrischen Flüchtlinge in einem Land, das selbst nur 4,5 Millionen Einwohner insgesamt hat, unvorstellbar ist!) und den unglaublichen Reichtum Weniger, die grassierende Inflation.
Die Regierung, die jetzt zurückgetreten ist, ist nicht die Erste, die unter der Wucht der Proteste gehen musste. Und nicht sicher, dass der Rücktritt und die sofort angesetzten Neuwahlen die Menschen zufrieden stellen werden.
Die EU mit Macron an der Spitze haben mit viel tam-tam ein paar Millionen an Hilfe versprochen. Peanuts, angesichts der Zerstörungen und der Not, und sowieso, sie werden bei den großen Unternehmen der früheren französischen Kolonie landen und nicht der Arbeiterklasse Libanons, so wie wir das hierzulande von den Corona-“Hilfen“ kennen.
Die Arbeiterklasse Libanons ist kampfentschlossen.
Beitragsbild: Protest im Mai 2020 in Beirut //Photo: DR