Streikbericht aus Kiel: „Die da oben machen sich die Taschen voll, und wir waren an der Front, wir kriegen nix!“
Bei im hohen Norden bei weitem nicht selbstverständlichem Sonnenwetter waren heute und gestern jeweils 50 Streikende zur Streikwache vor dem Kieler Hauptbahnhof versammelt. 90% Zugausfall, auch von den verbeamteten Kolleg:innen, die nicht streiken dürfen, hatten einige zufällig eine Erkältung bekommen. Andere, die arbeiten müssen, kommen vor der Schicht auf einen Kaffee oder eine Zigarette bei der Streikwache vorbei und sprechen Mut zu.
Die Streikenden sind zufrieden, und dabei geht es ihnen um‘s Prinzip: Der Bahn zeigen dass sie sich nicht für dumm verkaufen lassen und Anerkennung kriegen für das Durcharbeiten. „Von 600€ Corona-Prämie nach 2 Jahren Pandemie werden wir auch nicht reich“, aber entschlossen und kampfesbereit sind sie umso mehr, als dass die Bahn trotz allem ausharren will. Witze gibt es über die Bahn-Führung, die über die Prämie „reden“ will; „sie haben nicht gesagt wie viel, 2,50€ wahrscheinlich!“.
Trotz der Propaganda in den Medien meckern nur wenige Reisende, einige kommen sogar vorbei um ihre Solidarität zu bekunden, und bekommen eine Streikzeitung mitgegeben. Einig sind sich alle für eins: Dabei bleibt‘s nicht. Einmal mindestens wird noch gestreikt werden müssen, „ich hab genug Geld um zwei Wochen zu streiken, dann könne sie mal sehen ob sie weiter stur bleiben“, sagt ein Zugbegleiter, „mindestens Mal ein ganzes Wochenende, das kostet dann mal richtig Geld“, ein anderer. Es sieht ganz so aus, als gäbe es in den nächsten Wochen noch häufiger leere Gleise, und stattdessen Streikende mit Fahnen und Kampfeswillen auf den Treppen vor dem Kieler Hauptbahnhof!