Dezember 2, 2024

Bericht eines Streikenden von der Berliner Stadtreinigung BSR

Wir haben Montag zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben in der Ringbahnstraße gestreikt und am Dienstag zusammen mit dem Studierendenwerk, sogar von der Müllabfuhr aus Hamburg waren welche da, die extra solidarisch hergekommen sind mit 5 Leuten. Von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, vom Bundesarchiv, Agentur für Arbeit und Annedore-Leber-Berufsbildungswerk und vom Gesundheitswesen waren auch Leute da. Wir waren so ungefähr mindestens 200 Leute im Streik. War auf jeden Fall eine sehr gute Stimmung. Hat Spaß gemacht. Das war der zweite Streik. Wir haben im Februar schon mal gestreikt, das jetzt war der zweite Warnstreik und das ist sicher nicht der letzte, denke ich. Das Angebot, das wir bis jetzt bekommen haben, war ein Witz. Das war nicht würdigend für die Arbeit, die wir hier im Öffentlichen Dienst leisten.Ver.di und der Vorstand haben eine Vereinbarung, dass der Winterdienst gewährleistet sein muss. Das ist wie im Krankenhaus, wo es einen Notdienst gibt. Wir waren Montag ganz normal streiken. Und mittags gibt es immer einen Rundspruch, ob Winterdienst ist oder nicht. Und so war das auch am Montag und es kam der Rundspruch, dass wir alle 17 Uhr Winterdienst machen müssen. Aber Montag war das Wetter nicht so, es war ja warm, kein Glatteis, keine 5 cm Neuschnee oder so. Es gab keinen Grund im Notdienst Winterdienst zu machen. Das war nur, um ver.di zu zeigen, dass die BSR immer noch die Oberhand hat, um zu entscheiden, wann im Notdienst gearbeitet wird. Ich hab mich da sehr verarscht gefühlt. Wir sind mit den Fahrzeugen rausgefahren und hatten die Anweisung, 10g auf nasser Fahrbahn zu streuen. Wenn sie feucht gewesen wäre, hätten wir streuen müssen. Aber Montag Nachmittag war alles trocken. Und Dienstag mussten wir vorbeugende Streuung machen. Das am Dienstag kann ich noch verstehen, aber Montag war ein Witz, das war wirklich nur rumfahren. Das war ein Witz.Es kam dann am Dienstag von ver.di eine Abstimmung für ein Meinungsbild. Sie haben gefragt: wie bereit seid ihr, wer würde wieder streiken? Und alle haben die Hand gehoben. Und dann die Frage: wer würde denn eine Woche streiken? Und wieder haben alle die Hand gehoben. Das war sehr schön so zu sehen, dass wir mehr wollen und bereit sind, länger zu streiken. Ich weiß noch nicht, wann wir wieder streiken bei der BSR. Am 27. sind Verhandlungen im Öffentlichen Dienst, ich glaube nicht, dass vorher noch was ist. Bei so einer Abstimmung für Streik müsste vorher aber eigentlich noch was kommen.Wir kriegen Streikgeld, das ist weniger als das normale Geld, aber ich gehe ja streiken um zu streiken. Wichtiger ist zu zeigen, dass es nicht in Ordnung ist wie es ist und so nicht weiter gehen kann. Aber es gibt Leute, die gehen lieber arbeiten, wenn es kein Streikgeld gibt. Bei uns ist es so, wer arbeiten gehen will, kann arbeiten. Das sind nicht wenige, es gibt schon ein paar Streikbrecher. Ich finde das schade, denn die profitieren ja auch am Ende. Alle kriegen ja die Lohnerhöhungen. Wir haben morgens probiert die Leute zu überzeugen nicht arbeiten zu gehen. Ich fände es gut, die Leute mehr zu hindern arbeiten zu gehen, aber das würde bei uns sehr schnell eskalieren, denke ich.Bei uns sind viele jüngere Menschen dabei, die haben ja noch nie gestreikt. Die BSR hat ja auch lange nicht gestreikt. Ich hab von älteren Kollegen gehört, die erzählt haben von einem Streik vor langer Zeit, das war ganz anders, da wurde von morgens bis abends gestreikt, da war die Bereitschaft viel höher zu streiken. Wann war das? Bestimmt 20 Jahre her, wirklich lange lange her… Da lag dann wirklich sehr lange Müll rum. Jetzt hier mit den Streiks fällt es gar nicht auf, dass die Straße nicht gereinigt wurde. Bei Müll merkt man das meistens, bei Straßenreinigung merkt man das erst später. Bei Müll merkt man das spätestens nach einer Woche, dass nicht abgeholt wurde.Ja, mal sehn, wann es bei uns längere Streiks gibt, wäre ja gut. Eigentlich ist jetzt schon die Bereitschaft da, länger zu streiken, auch 2 Wochen oder so…

(aufgeschrieben am 8. März 2023)

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