Netinera, Go Ahead und GDL haben inzwischen einen Abschluss verkündet: Es soll 210 Euro Erhöhung ab Frühjahr 2024 und nochmal 210 Euro ab Dezember 2024 bzw. Januar 2025 geben bei einer Laufzeit von 24 Monaten. 10 Euro mehr als beim EVG-Abschluss. Außerdem gibt es die 3.000 Euro Inflationsprämie. Die 35-h-Woche wird Schritt für Schritt im Januar 2028 erreicht sein.
Dieser Abschluss soll jetzt als Maß aller Dinge gelten und Basis für weitere Verhandlungen auch bei der DB sein.
Sind die Netinera-Kolleg:innen und die Kolleg:innen bei Go Ahead mit dem Ergebnis zufrieden? Ist das ein guter Kompromiss? Ein schlechter?
Und das Kleingedruckte?
Die Arbeitszeitverkürzung auf die 35-Stunden-Woche haben Netinera und Go Ahead nur gegen Verzicht auf die Regelung der 12 Tage Zusatzurlaub gegeben. Dieser Deal zur Arbeitszeitreduzierung ist super komplex wenn man bedenkt, aus welchem Modell man herkommt und wie man sich künftig entscheiden wird. Es bringt mehr freie Zeit, Netinera und Go Ahead gewinnen aber an Flexibilität. Außerdem platzt der Deal, wenn die DB dieses Modell der 35-Stunden-Woche nicht übernimmt. Was für ein komplizierter Knoten. Die Vorstände haben jedenfalls clever gehandelt. Angesichts der starken Warnstreiks letztes Jahr und der angekündigten Streiks bei der Bahn hatten die Vorstände Druck. Mit den Tarifverträgen jetzt haben sie Ruhe im Karton und fahren die Züge. Diese Kolleg:innen fehlen nun in der Streikfront. Aber Netinera und Go Ahead riskieren nichts, denn sie können den Deal wieder auflösen, wenn es bei der DB nicht klappt. Sehr smart… auf deren Seite.
Weselsky hat den Netinera-Vorstand und den Go Ahead-Vorstand als „good cop“ auserkoren. Vielleicht haben sie einen anderen Verhandlungsstil als Seiler, aber Ausbeuter bleiben sie doch. Sie wollten einfach einen Streik vermeiden, der als Drohung natürlich im Raum stand. Welche Gegenforderungen werden die anderen Bahnvorstände und die DB aufstellen?
Wir wollen 555 Euro, Arbeitszeitverkürzung und die 5-Schichten-Woche ohne Gegenleistung! Und um den Spekulationen ein Ende zu machen, muss alles aus den Tarifverhandlungen auf den Tisch und erklärt werden. Der EVG-Vorstand hatte die kompletten 140 Seiten Original aus der Schlichtung mit der DB veröffentlicht, nachdem die Mitglieder Druck gemacht hatten.